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Die Katyn-Lüge
Franz Kadell:

Die Katyn-Lüge

Geschichte einer Manipulation
Fakten, Dokumente und Zeugen

Katyn - der Name dieses Ortes bei Smolensk in Rußland wurde 1943 plötzlich weltbekannt, als deutsche Truppen dort eines von drei Massengräbern mit insgesamt 15.000 polnischen Berufs- und Reserveoffizieren entdeckten, die der sowjetische Geheimdienst NKWD drei Jahre zuvor in einer minutiös geplanten Aktion liquidiert hatte. Für die Polen bedeutete der Massenmord eine nationale Katastrophe, da es sich vor allem bei den Reserveoffizieren um die Führungsschicht ihres Landes handelte. Das polnische Trauma, das mit dem Wort Katyn verbunden ist, wird im Westen oft unterschätzt. Wer die Schwierigkeiten auch des künftigen polnisch-sowjetischen Verhältnisses verstehen will, muß wissen, was 1940 geschehen ist.

Stalin lastete das Verbrechen nach seiner Entdeckung den Deutschen an. Der britische Premier Churchill und der amerikanische Präsident Roosevelt deckten ihn wider besseres Wissen: Die polnische Exilregierung wurde unter Druck gesetzt, die Medien manipuliert, Beamte und Offiziere zum Schweigen verpflichtet, ein Botschafter kaltgestellt. Somit steht Katyn für eine der großen politischen Intrigen des 20. Jahrhunderts.

Mit allen Mitteln hat die Sowjetunion auch nach dem Krieg versucht, der Geschichtslüge von Katyn Geltung zu verschaffen. In ihrem gesamten Machtbereich, also auch im kommunistischen Polen und in der DDR, wurde die Geschichtsfälschung als wissenschaftlich erwiesene Tatsache dargestellt, die Lüge in Denkmäler gemeißelt. Noch Mitte der siebziger Jahre kam es in London zu einem ungeklärten Todesfall, der aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Konto des KGB geht. Aber auch der Westen hat viel dazu beigetragen, daß der Fall Katyn zumindest mit einem Fragezeichen behaftet blieb. Der Druck eines Buches wurde verhindert. Persönlichkeiten wie Churchill behinderten eine Aufklärung durch ihr Schweigen. Zwar rollte ein Sonderausschuß des amerikanischen Repräsentantenhauses den Fall Katyn 1952 noch einmal auf, aber an dem Ergebnis haftete das Odium politischer Opportunität: Während des Korea-Krieges sollte die Sowjetunion gebrandmarkt werden, und es galt, Millionen polnischstämmiger Amerikaner als Wähler zu gewinnen. Noch 1976 bezeichnete die britische Regierung die Morde von 1940 als ungeklärt, um die Sowjetunion nicht zu reizen.

Die Katyn-Lüge hatte noch länger Bestand als die Leugnung der geheimen Zusatzprotokolle zum Hitler-Stalin-Pakt. Erst im April 1990 ordnete die Sowjetunion den Massenmord von 1940 nicht mehr den Deutschen, sondern Stalin zu. Auch im Falle dieses Schuldeingeständnisses war der Widerstand jener Kreise in Partei, Armee und KGB unübersehbar, die weiterhin gegen einen Wandel in der Sowjetunion standen.

Dieses Buch beschreibt die Geschehnisse von 1940 sowie den 50 Jahre langen Kampf für und gegen die Geschichtslüge von Katyn in Ost und West. Die Ereignisse muten wie ein politischer Kriminalroman an: Manipulation, Konspiration, Bestechung, Erpressung, Justizverbrechen, mysteriöse Todesfälle - mit dem Unterschied, daß alles Wirklichkeit ist.

(Klappentext.)

(352 S., 14 x 22 cm, gebunden mit Schutzumschlag, mit Fotos, umfangreicher Dokumentation und Personenregister)