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Robert N. Proctor:
Blitzkrieg
gegen den Krebs
Gesundheit und Propaganda
im Dritten Reich
Scriptorium merkt an: Wir wollen dieses Buch unseren
Lesern nicht vorenthalten, da es eine
Fülle wertvoller und höchst vielsagender Informationen über
dieses noch weitgehend unerforschte Thema bietet - doch es ist notwendig, zu
betonen, daß der Verfasser aus der Perspektive eines "Historikers des
Establishment" schreibt, der die Schule der Umerziehung erfolgreich absolviert hat.
Folgender Buchauszug dürfte dies schon recht deutlich machen. Wir bitten
unsere Leser, sich nicht an der ideologischen Voreingenommenheit des Autors zu
stoßen und dieses Buch stattdessen als Quelle rein medizinhistorischer
Information anzugehen!
Robert N. Proctor, international renommierter Wissenschaftshistoriker,
macht die brisante Entdeckung, daß Deutschland unter der
Naziherrschaft in einem Punkt anderen Ländern um Jahrzehnte
voraus war: Gesundheitsreformen wurden vorangetrieben, die wir heute als
fortschrittlich und sozial verantwortungsvoll betrachten.
War die Moral der Nationalsozialisten doch vielschichtiger, als wir glauben?
Kann gute und nützliche Forschung aus einem Terrorregime kommen?
Was könnte dies über die Gesundheitspolitik in unserer heutigen
Gesellschaft verraten? Proctor ist der Ansicht, daß wir das Dritte Reich
differenzierter betrachten müssen, als wir dies bisher taten. Aber das
bedeutet auch, daß die fortschrittliche und weitblickende
Gesundheitspolitik der Nationalsozialisten im Grunde derselben Ideologie
entstammte wie ihre medizinischen Verbrechen.
Nach der Veröffentlichung einer früheren bahnbrechenden
Arbeit über die Greueltaten der Nazi-Ärzte verfaßte
Proctor dieses Buch, denn er hatte Dokumente entdeckt, wonach die
Nationalsozialisten die
aggressivste Anti-Raucher-Kampagne in der modernen Geschichte
führten. Weitere Forschungen ergaben, daß die Regierung des
Dritten Reiches eine breite Palette von Maßnahmen zur
Volksgesundheit beschloß, darunter gegen
Asbest- und Strahlenbelastung, Pestizide und Lebensmittelfarben. Die
Gesundheitsbehörden erließen strikte Vorschriften für
Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und förderten bestimmte
Nahrungsmittel wie Vollkornbrot und Sojabohnen. Diese praktischen
Maßnahmen gingen Hand in Hand mit der Gesundheitspropaganda, die
zum Beispiel den Körper des Führers und dessen Lebensstil als
Nichtraucher und Vegetarier zum Ideal erhob.
(Einband- und Klappentext.)
(447 S., 16.5 x 23.5 cm, gebunden mit Schutzumschlag, mit umfangreichen
Quellen- und Literaturverzeichnissen und Register)
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