Franz W. Seidler:
Die Organisation Todt
Bauen für Staat
und Wehrmacht 1938-1945
Die Organisation Todt (OT) gehörte zu den großen
Massenorganisationen des Dritten Reichs. Sie unterschied sich von allen
anderen besonders dadurch, daß die Mehrzahl ihrer
Angehörigen Ausländer waren. Von der einen Million
Männer im Dienst der OT waren 1943 nur etwa 50.000 Deutsche.
Während des Zweiten Weltkriegs führte die OT für Staat
und Wehrmacht ein Bauprogramm durch, das der britische Geheimdienst
am Kriegsende als "das eindrucksvollste seit der römischen Zeit"
bezeichnete.
Die OT war nicht das Ergebnis einer fixierbaren legislativen oder exekutiven
Entscheidung. Es gibt weder einen Befehl noch ein Gesetz oder eine
Verordnung über ihre Aufstellung. Seit dem Dienstantritt Fritz Todts
als Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen im Jahre
1933 entwickelte sie sich aus kleinsten Anfängen zur kriegswichtigsten
Organisation außerhalb von Wehrmacht und SS. Ihre Struktur
änderte sich von Jahr zu Jahr. Sie wurde den Erfordernissen der
jeweiligen Aufträge angepaßt.
Den Namen "Organisation Todt" prägte Adolf Hitler auf dem
Reichsparteitag 1938, als er den Einsatz der OT beim Westwallbau
würdigte. Als kriegswichtige Organisation im Gefolge der Wehrmacht
wurde sie erstmals wegen ihrer Leistungen im Frankreichfeldzug
herausgestellt. Diese kriegswichtige Funktion behielt sie bis zum
Kriegsende.
Zur organisatorischen Einbindung in die Ministerialbürokratie kam es
erst nach dem Tode Todts, mit dem Dienstantritt Speers, als die OT in das
Reichsministerium für Bewaffnung und Munition einbezogen
wurde.
Die größten Bauaufträge führte die OT in den
besetzten Gebieten durch: Verkehrswege, Fernmeldenetze, Fabriken,
Rohstofförderungsanlagen, Brücken, Baracken und
natürlich Befestigungswerke und andere Verteidigungsanlagen. Ihr
oblagen aber auch wehrmachtsunabhängige, für das Reich
jedoch kriegswichtige Arbeiten wie Sicherstellung, Reparatur und
Wiederinbetriebnahme und Nutzung wirtschaftlicher Einrichtungen und
Ressourcen in den besetzten Gebieten sowie ab 1943 auch Einsatz im Reich
bei der Auslagerung von Rüstungswerken in bombensichere Anlagen
und bei der Beseitigung von Folgen der Luftangriffe.
In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde auch die
Zwangsrekrutierung von zivilen und kriegsgefangenen Ausländern
für die OT angeprangert.
Ihre Verkehrs-, Rüstungs- und Rohstofferschließungsbauten in
den befreiten Gebieten wurden in der Nachkriegszeit, oft mit deutschen
Kriegsgefangenen, weitergeführt.
Dieses Werk des bekannten Autors schließt eine Lücke bei der
historischen Bewältigung des Zweiten Weltkriegs. Die unbestritten
großen organisatorischen und technischen Leistungen der
"Organisation Todt" aber werden verdüstert durch die Tatsache,
daß ein Großteil ihrer
Arbeiter - verdeckt oder unverhüllt - Zwangsarbeit für den Feind und damit gegen ihr
eigenes Land leisten mußten.
(Einbandtext.)
(301 S., 16 x 24 cm, Festeinband, mit 72 s/w-Fotos auf Fotoglanzpapier sowie
ausführliche
Register, Anmerkungen und Literaturverzeichnis)
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