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Luftkrieg über England 
und Deutschland 1939-1945
Gerhard Baumfalk:

Der Luftkrieg
über England und Deutschland 1939-1945

Rund 570.000 Deutsche [Anm. des Scriptorium: infolge der revidierten Zahlen für Dresden allein liegt diese Summe noch viel höher] kamen während des Zweiten Weltkrieges in den Städten um: Opfer des alliierten Luftkrieges, verbrannt, erstickt, ausgelöscht. Bis heute ist der Bombenkrieg ein deutsches Tabu. Jörg Friedrich war einer der ersten, der mit seinem Bestseller Der Brand daran rührte.

Dabei waren sich seriöse Historiker über die reinen Fakten immer einig. Etwa über die Tatsache, daß der deutsche Angriff auf die englische Industriestadt Coventry im November 1940 kaum mehr als eine Lappalie war, gemessen an den Zerstörungen, die die Alliierten in den Jahren darauf an deutschen Städten anrichteten. In Coventry, das als Zentrum der britischen Flugzeugindustrie ein militärisch bedeutsames Ziel war, wurden ganze sechs Prozent der bebauten Stadtfläche zerstört. Allein in Stuttgart, das in der Schadensbilanz der kriegsgeschädigten deutschen Städte erst auf Platz 22 aufscheint, wurden 30 Prozent aller Wohnungen durch alliierte Bomben vernichtet; in Kiel waren es 58, in Dresden 65, in Köln sogar 70 Prozent.

Auch über die Ursachen des Bombenkrieges herrscht unter Fachwissenschaftlern seit langem Einigkeit. Die ersten Luftangriffe auf Städte des Gegners flogen britische Flugzeuge. Die deutschen Angriffe auf London begannen erst während der Luftschlacht um England - als Reaktion auf britische Angriffe auf Berlin und erst, als sich in der deutschen Bevölkerung Unmut über die ausbleibenden Repressalien breitzumachen begann. Hitler selbst vertrat den Standpunkt: "Solange man noch ein kriegswichtiges Ziel hat, muß man an diesem Ziel bleiben."

Dagegen kündigte der englische Kriegspremier Churchill unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Mai 1940 an: "Auf deutsche Zivilisten wird bei Luftangriffen fortan keine Rücksicht genommen."

Diese und viele andere unumstößliche Tatsachen zur Geschichte des Bombenkrieges hat Gerhard Baumfalk in seinem handlichen Bändchen zusammengestellt. Dabei werden nicht nur jede Menge Zahlen und Daten präsentiert; auch die meistverbreiteten Nachkriegslegenden - wie jene über Coventry - werden von ihm sachlich und unter Verweis auf einschlägige Quellen widerlegt, und das Ganze auf gerade einmal 112 Seiten. Eine publizistische Meisterleistung, die zudem ohne politische Verbiegungen auskommt.

(Rezension von Nation & Europa.)

(112 S., 15 x 21 cm, broschiert, mit zahlreichen s/w-Fotos, Chronologie, Anhänge, Verzeichnisse weiterführender Literatur)