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Ertl - 
Gebiets- und Bevölkerungsverluste des Deutschen Reiches 
und Deutsch-Österreichs nach dem Jahre 1918
Dr. Karl Hans Ertl:

Gebiets- und
Bevölkerungsverluste

des Deutschen Reiches
und Deutsch-Österreichs
nach dem Jahre 1918

Bei Kriegsausbruch 1914 betrug die Kriegsstärke Deutschlands und der Habsburger Monarchie 6,1 Millionen, die des Dreierverbandes aber 9,3 Millionen. Die Stärke der Heere Belgiens und Serbiens belief sich auf insgesamt 600.000 Mann, wodurch sich das Kriegspotential der Alliierten im Hinblick auf die Heeresstärke auf 9,9 Millionen Soldaten erhöhte.

Für die Mittelmächte - dies wird oft bei der Beurteilung der Kriegsschuldfrage übersehen - gab es bei Ausbruch des Ersten Weltkieges kein Kriegsziel, wohl aber für die Ententemächte England, Frankreich und Rußland. Das oberste Kriegsziel Frankreichs und seiner Außenpolitik war nach dem verlorenen Krieg des Jahres 1870 die Wiedergewinnung seiner traditionellen Führungsstellung und Rückeroberung des alten deutschen Reichslandes Elsaß-Lothringen.

Im Jahre 1887 unternahmen die Briten einen, wenn auch erfolglosen, Vorstoß gegen ihren deutschen Handelsrivalen. Durch Einführung des Warenzeichens "Made in Germany" hofften sie, den deutschen Handel auf dem Weltmarkt empfindlich drosseln zu können. Diese Maßnahme, das sollte sich bald herausstellen, bewirkte jedoch das Gegenteil.

Bedingt durch die industriell-wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bahnte sich zwangsläufig eine Verlagerung auch der politischen Schwergewichte im mitteleuropäischen Raum an.

Das deutsche Reich stand im Jahre 1914 konkurrenzlos an der Spitze der europäischen Eisen- und Stahlerzeugung. Der Anteil Deutschlands am Welthandelsumsatz hatte sich von 1890 bis 1913 von 11 auf 12,9% gesteigert, und die deutsche Handelsschiffstonnage erfuhr in den Jahren 1892 bis 1912 eine Verdreifachung. Auch im Welthandel wurde Großbritannien von seinem deutschen Konkurrenten überflügelt. In der Industrieproduktion hatte das Deutsche Reich schon im Jahre 1895 Großbritannien überholt.

Aber auch das zaristische Rußland konnte, nachdem auch der Rückversicherungsvertrag des Jahres 1887 von deutscher Seite trotz russischer Bereitschaft nicht erneuert wurde, im Jahre 1892 für den Abschluß einer französisch-russischen Militärkonvention gewonnen werden. Ab diesem Zeitpunkt nahmen allmählich die panslawistischen Aktivitäten am Zarenhofe zu, die sich sowohl gegen die Donaumonarchie, das Deutsche Reich, aber auch gegen das deutsche Element in Rußland richteten.

Auch Aufteilungspläne Deutschlands hatten die panslawistischen Kreise in der Umgebung des Zaren ausgearbeitet. Der russische Außenminister Sergej Dimitrevic Sasonov (1860 bis 1927) legte schon am 14. September des Jahres 1914 den Botschaftern in Frankreichs und Großbritanniens in St. Petersburg einen Teilungsplan des deutschen Reichsgebietes vor, der in dem Postulat gipfelte, die deutsche Macht und die Bestrebungen des Deutschen Reiches nach militärischer und politischer Herrschaft zu vernichten. In diesem Teilungsplan machte Sasonov die Gebietsansprüche Rußlands (das Gebiet am Unterlauf des Njemen sowie ganz Ostgalizien) sowie des Königreiches Polen (Ostposen, Schlesien und Westgalizien) geltend. Frankreich sollte nach dem Teilungsplan neben Elsaß-Lothringen auch Teile der preußischen Rheinlande zugesprochen werden, und auch für Belgien war eine bedeutende Vergrößerung seines Territoriums vorgesehen.

Es waren aber neben den genannten politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen der Einkreisungsallianzen noch andere gewalttätige und einflußreiche Kräfte bestrebt, die Ordnungsmächte in Mitteleuropa, Deutschland und Deutsch-Österreich, mit seinen Dynastien zu zerstören, wenn nicht zu vernichten.

Nach der ersten Lektüre zum Vertragstext des Diktates von Versailles bemerkte der deutsche Außenminister Graf Brockdorff-Rantzau: "Er [der Vertrag] steht in schroffstem Widerspruch mit der vereinbarten Grundlage für einen dauerhaften Rechtsfrieden. Nahezu keine einzige Bestimmung des Vertragsentwurfes entspricht den vereinbarten Bedingungen, und der Entwurf fordert in territorialer Hinsicht die Annexion rein deutschen Gebietes und die Unterdrückung des deutschen Volkstums. Er bringt die völlige Vernichtung des deutschen Wirtschaftslebens. Er führt das deutsche Volk in eine in der Weltgeschichte bisher nicht gekannte finanzielle Sklaverei. Die Verwirklichung dieses Vertragsentwurfes würde für die ganze Welt ein neues Unglück bedeuten." Der deutsche Außenminister trat dann später aus Protest zurück. Die Befürchtungen des Grafen Brockdorff-Rantzau wurden in der Folgezeit auch im Hinblick auf die Gebiets- und Bevölkerungsverluste des Deutschen Reiches und der österreichisch-ungarischen Monarchie bestätigt.

Die zusammenfassende Darstellung der Verluste durch die erzwungene Abtretung deutschen Volksbodens, der Entrechtung und Vertreibung der Deutschen in den betroffenen Gebieten gibt dem Leser einen schonungslosen Gesamtüberblick über das rechtswidrige Verbrechen der Sieger.

(Klappentext.)

(263 S., 16 x 24.5 cm, gebunden mit Goldprägung und Schutzumschlag, mit zahlreichen Fotos, Tabellen und Karten und einer farbigen Kartenbeilage [60 x 45 cm])