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Dr. Karl Hans Ertl:
Deutsche in der
Geschichte Rußlands
Der bedeutende Einfluß des
deutschen Elementes in der
Geschichte Rußlands
bis zum Jahre 1914
Heftreihe Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert
Bis zum Kriegsausbruch 1914 waren die Deutschen eine stark vertretene Volksgruppe in
Rußland. Im Zarenreich gab es keine Stadt zwischen Warschau
und Vladivostok, zwischen Archangelsk und Taschkent, die nicht einen größeren
oder kleineren deutschen Bevölkerungsanteil hätte aufweisen können. Die
Einwanderung deutscher Fachleute und Wissenschaftler war traditionell gefördert
worden; in Handel und Handwerk war diese Volksgruppe historisch ebenso vertreten wie in
Politik, Justiz und Militär. "Manchmal sagen uns überlieferte Anekdoten aus
einer Zeit mehr aus als langatmige Analysen. Bezeichnend, welche bevorzugte Stellung die
Deutschen auch im Heeresdienst Rußlands in der nachpetrinischen Zeit eingenommen
haben, wird durch folgende humorvolle Erzählung unterstrichen. Den russischen
General der Infanterie, Aleksej Petrovic Jermolov, der die russische Kaukasusarmee im
Jahre 1818 befehligte und sich durch Unterwerfung großer Gebiete Transkaukasiens
große Verdienste erworben hatte, wollte der Zar besonders ehren und auszeichnen.
Auf die Frage des Zaren, womit er den General noch belohnen könne, soll dieser
geantwortet haben: 'Euere Kaiserliche Majestät! Befördern Sie mich zum
Deutschen!'"
Die Deutschen Rußlands wirkten in der Medizin sowie in der Pubizistik, als Forscher
und Welterforscher, als Ingenieure und Diplomaten. Es gibt wohl kaum ein Gebiet, in dem
der deutsche Einfluß nicht positiv, produktiv und erwünscht war. Doch nach der
Jahrhundertwende trat eine Wandlung in der weitverbreiteten prodeutschen Einstellung
ein, der sich bis 1914 zur wahren Kriegshysterie steigerte. Das aufbauende deutsche
Element in Rußland selbst wurde als Fremdkörper empfunden, den es
auszuscheiden galt. "Der nicht abzuleugnende erfolgreiche Einsatz des deutschen Elementes
im Verlaufe der Geschichte wurde nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Rußland
nicht nur verschwiegen, die Deutschen wurden trotz ihrer Treue zum Herrscherhaus
infamen Repressalien ausgesetzt.... Gleich nach Ausbruch des Krieges enthüllte
der damalige russische Ministerpräsident Goremykin, Ivan Leggionovic (1839-1917),
die Kriegsziele seiner Regierung mit folgenden Worten: 'Wir führen Krieg nicht nur
gegen das Deutsche Reich (Germanija), sondern gegen das Deutschtum (germanstvo).'"
Wie konnte es zu einer derartigen Wandlung kommen? Und welche Auswirkungen hatte
diese auf den deutschen Bevölkerungsteil und auf den Fortbestand seines kulturellen
Einflusses? Dieses Heft gibt Aufschluß!
(Mit Auszügen aus dem
Heft.)
(34 S., 17 x 24 cm, broschiert)
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