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Hajo Herrmann:
Als die Jagd zu Ende war
Mein Flug in die
sowjetische Gefangenschaft
Mit den Protokollen des NKWD
Dieses Buch führt den Leser aus dem Erlebnis des Zusammenbruchs in eine
unerklärbar scheinende Welt. Ein ungewöhnliches Schicksal öffnet sich dem
Leser, denn Hajo Herrmann ging bei Kriegsende das höchste Wagnis ein, das nur
möglich
war - er flog in die sowjetische Gefangenschaft, aus Pflichterfüllung und
Kameradschaftstreue! Hier berichtet er offen und ehrlich über das Bitterste, was
einem Soldaten widerfahren kann: zehn Jahre schlimmster russischer Kriegsgefangenschaft. Er
führt den Leser in die Straflager am Eismeer, in den Asbeststaub hinter dem Ural, hinter
die Gitter und in die kalten Keller der Gefängnisse...
"Mit dem Buch Bewegtes Leben hatte ich
'A' gesagt, zehn Jahre Flieger- und Soldatenleben geschildert, nun sollte ich 'B' sagen: Wie war's
in den zehn Jahren Rußland? Erzähle jetzt! Denn auf die waffenklirrende Ilias
gehört die bittere Odyssee! So begann ich, auch diese Last meiner Erinnerungen zu heben
und auf diesen Seiten niederzulegen. Von Hunger, schneidender Kälte und stechender
Pein habe ich zu berichten, von Kleinmut, Angst und Todesnähe, doch auch von Trotz und
scharfer Rede, von verzweifelter, kühner und listiger Selbstbehauptung, sogar von
Erfreulichem, Erhebendem, von aufrechten Kameraden aller Ränge, im Kampf gegen
Kriecher und Verräter. Manches springt schroff aus dem allgemein Erfahrbaren heraus
und zwingt zum Nachdenken. Das Buch wird daher, wie ich hoffe, nicht nur unterhalten,
sondern auch unterrichten. Die Lebensbahn eines Deutschen unter Sowjetmenschen, seien diese
Staatsbeamte, Gefangene oder freie Bürger, spiegelt die Wirklichkeit klarer als
Verlautbarungen oder potemkin'sche Reisebilder entlang der staatlich ausgepflockten Schneisen.
Wer ist der Russe? Der andere offenbart sich kaum in der Unverbindlichkeit, eher durch seine
Arbeit, deutlicher noch als Kampf- und Leidensgenosse oder als Gegner im Felde, am
allergründlichsten aber, wenn man ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Da
läßt er erkennen, was Macht aus ihm macht, den Peiniger oder, zur
glücklichen Überraschung des Ohnmächtigen, den Mitfühlenden.
Während ich aus häufig wiederkehrenden Unterhaltungen, Treffen und
Zusammenstößen das Allgemeine zu Exempeln verdichtete, fühlte ich mich
zu größter Genauigkeit in den Berichten über dramatische und bestimmende
Ereignisse verpflichtet und enthielt mich der Versuchung, zu übertreiben oder zu
beschönigen...
Ich habe mich gehütet, meine Ansichten und Gefühle während des
Zusammenbruchs und in den Jahren der Unfreiheit aus der Sicht von heute darzustellen. Inneres
Erleben aus äußerem
Geschehen - das ist eine geschichtliche Einheit, die mit offenen Sinnen nachzuempfinden und
mitzuerleben der Leser aufgerufen
ist - ein hartes Ansinnen, wo der Autor selbst bekennen muß, daß ihm der Mann von
damals historisch, ziemlich fern erscheint. Doch das Einfühlen zahlt sich aus: Die
Gegenwart wird klarer, der Blick in die Zukunft freier." (Aus dem
Vorwort des Autors.)
(496 S., 14.5 x 22.5 cm, gebunden mit Schutzumschlag)
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